Wagners Opernwerk birgt viele musikalische Geheimnisse, so auch Das Rheingold:
Der Musikleitfaden Rheingold gibt Antworten. Eine kurze Inhaltsangabe zu jeder
Szene verschafft einen sofortigen Überblick. Leitmotive und musikalische
Gestaltung
des Werks werden anhand von Notenbeispielen anschaulich erläutert. Durch die
Audiobeispiele
sind die Erklärungen leicht nachvollziehbar.
Umfang
Die Diskussion der Eheleute wird jäh von Freia unterbrochen, die vor dem Riesen Fasolt flüchtet. Er hatte ihr wohl ein wenig derb angedroht, sie demnächst als Gespielin abzuholen. Ihr Entsetzen können wir in der Musik nachvollziehen; sie erinnert nicht von ungefähr an das Liebesnot-Motiv (Beispiel 5):
Beispiel 20: Ableitung des Flucht-Motivs. Im Audiobeispiel wird das
Liebesnot-Motiv (oberes System), dann das Flucht-Motiv (unteres System)
gespielt.
Der gehetzte Charakter des Motivs ist treffend mit dem Namen Flucht-Motiv beschrieben. Wie an den markierten Noten A bis D erkenntlich, ist das Motiv mit dem Liebesnot-Motiv verwandt. Wie Alberich ist auch Freia verzweifelt über den empfundenen Mangel an Liebe, da Wotan bereit war, sie an die Riesen zu verschachern.
Wenig später übernimmt sogar der verliebte Fasolt die Motive der Liebesgöttin Freia in ihrer eigentlichen, zärtlichen Form:
Beispiel 21: Motive der Liebesgöttin Freia: Liebeserblühen und
Liebessehnsucht
Die Motive Freias bestehen aus zwei Sequenzen, die beide mit den Sequenzen
aus dem Flucht-Motiv identisch sind und sich nur durch Instrumentierung,
Harmonik und Tempo unterscheiden.
Die erste, aufsteigende Sequenz, die im Flucht-Motiv die wachsende
Angst Freias gekennzeichnet hat, symbolisiert auch in diesem Motiv ein
wachsendes Gefühl, das Liebeserblühen.
Die zweite Sequenz symbolisiert die Liebessehnsucht und tritt im
Ring in den unterschiedlichsten Facetten auf. Je nach Gemütszustand der
handelnden Personen kann es den aufgestauten, unbefriedigten Sexualtrieb
kennzeichnen (Liebesnot-Motiv Alberichs, Beispiel 5). Bei Freias
Flucht-Motiv (Beispiel 20) ist es ein Zeichen für ihre Verzweiflung, von
Wotan nicht mehr geliebt zu werden. Bei Fasolt verdeutlicht es in dem hier
gezeigten Beispiel die Sehnsucht nach zärtlicher Liebe.
Diese Liebessehnsucht-Sequenz zieht sich wie ein roter Faden durch Wagners Werke. Außer im Ring verwendet er sie auch im Tristan, den Meistersingern, im Parsifal und im Lohengrin (...)
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Im Buchhandel erhältlich unter der ISBN 978-3-9818225-1-9.
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